Neuköllner Maientage © Harriet Wolff, 2018 |
Neuköllner Maientage © Harriet Wolff, 2018 |
Neuköllner Maientage © Harriet Wolff, 2018 |
No sweeping exits or offstage lines could make me feel bitter or treat you unkind. +++ Neulich auf der Ohlauer Straße traf ich zufällig den Vermieter der Szenegaststätte der Herzen. Er fragte, was ich so treibe, ob ich viel fotografiere. "Nee", sagte ich wahrheitsgemäß, "ich ordne gerade mein Lebenswerk." Schmunzelnd trennten sich unsere Wege. +++ Sagt man das so? +++ Aber mal ohne Quatsch: Manchmal, wenn es mir heraushängt aus Mund, Augen und Ohren. Den ganzen Tag bei dem Wetter am Laptop zu sitzen. Im Winter kann das ja jeder – sich aber den never ending wollenden Jahrhundertsommer freiwillig hinter mit Handtüchern und Gaffatape abgedunkelten Fenstern verschanzen, da staune ich manchmal schon über mich selbst. Jedenfalls, wenn ab und zu dann doch mal eine Pause eingelegt werden muss, dann setze ich mich kurz runter zur Admiralbrücke. Die hat mich früher genervt mit ihren Touristen, heute sehe ich die Sache entspannter. Selbst die Frau mit dem Hund, die über die Jahre vor aller Augen täglich eine Handbreit mehr ihres Lebens an den Irrsinn verliert. Die gern an der Ecke herumsteht und einfach mal ihre Verzweiflung herausschreit. Die schwebte gestern über die Brücke – mit imaginären Taktstöcken dirigierte sie strahlend Besucher aus aller Herren und Ländern. +++ Worauf will ich hinaus? +++ Am Nachmittag jedenfalls war nicht viel los, ein einsamer Gitarrist spielte Wild Horses auf der Akustischen. Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod. Eine irgendwie launische Version, und ich setzte mich kurz auf einen Betonpoller. Stellte dann aber bald fest, der Tag hielt doch wichtigere Aufgaben für mich bereit. Im Gehen dann fiel mir auf: die oben zitierte Textzeile habe ich nie ganz verstanden, sie klingt aber toll. +++ Gerade fährt unter dem Fenster ein Motorboot mit schottischen Dudelsackbläsern vorbei, das ist mal was anderes. +++ Neulich im Mai, Neuköllner Maientage, da stolperten wir spätabends auf dem Rummelplatz in der Hasenheide zufällig in die Familie Herr und Frau Rattelschneck. Wir fuhren dann eine Runde gemeinsam im Karussell, und das Lustige war – obwohl, ich fand das in dem Augenblick alles andere als lustig. Nee, jedenfalls fuhren wir in so 'nem alten Holzkarussell, da lachte mein altes Nostalgikerherz. Das drehte allerdings so unerwartete Pirouetten, da kriegte ich stielige Augen aus Furcht um die Werdende. Da muss es sogar noch ein Foto von geben, aber das habe ich leider nicht. Jedenfalls ist es nicht gut für die Nerven, mit einer Schwangeren in einem crazy Karussell zu sitzen. Und Familie Rattelschneck wusste in diesem Moment noch nichts von der frohen Erwartung. Sie dachten nur, was ist der Ex-Betreiber der Szenegaststätte doch nur für ein Angsthase. Und der Witz an der Sache war, und deshalb wollte ich eigentlich ein paar Tage später da noch mal hingehen und die Angelegenheit klarstellen. Jedenfalls, der alte Rummelplatzhase, der da die Hebel bediente, der brach dann die Fahrt vorzeitig ab – er dachte, ich breche zusammen. +++ Und das stimmte ja gar nicht!!! +++ Der Witz an der Sache, und diesmal fand ich das wirklich extrem komisch und kurios. Der Witz nämlich war, die Werdende hatte mit mir eigentlich Riesenrad fahren wollen, aber dann machte der Rummel Punkt zehn Uhr abends zu, und Herr und Frau Rattelschneck, die Werdende und ich – wir zogen um in die Hasenschänke. +++ Ein paar Tage später, das war nämlich zum Muttertag – und das ist jetzt endlich der Witz! Da wollten wir es noch einmal versuchen, und dann würden wir ihrer Mutter ein Selfie schicken von oben heraus aus der Gondel im Riesenrad. Gute Idee, und wir liefen einmal quer über das ganze staubige Areal bis zum Ende Gelände und wieder zurück. Und fragten uns, sind wir blöd?! An einem Riesenrad kann man doch nicht einfach so vorbeilaufen, es straight übersehen?! Aber es war tatsächlich nicht mehr da, sie hatten es über Nacht einfach abgebaut. +++ Geben Sie zu: damit war echt nicht zu rechnen! +++ Jetzt bleibt gar kein Platz mehr für die Auflösung der Überschrift, aber nennen wir es einfach "den Cliffhänger"... +++ Und immer schön auf die Fotos klicken!
Überschrift inspired by: Finding Vivian Maier (Künstlerbiografie) © John Maloof & Charlie Siskel (Regie/Produktion), USA 2013
Überschrift also inspired by: Invisible © Alison Moyet, 1984
Lyrics: Wild Horses © The Sundays, 1992 (Cover)
Überschrift also inspired by: Invisible © Alison Moyet, 1984
Lyrics: Wild Horses © The Sundays, 1992 (Cover)
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