Mittwoch, 28. Februar 2018

The Girl Who Fell Through Ice / 3 Tage in Quiberon.



Sonnenuntergang, vorgestern hinterm Urban | Dunkle Gestalt, heute am Urban © Kai von Kröcher, 2018

Blick aus dem Atelier, Karl-Marx-Straße | Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2018

Finstere Type am Urban | Schwere Ladung fürs Urban © Kai von Kröcher, 2018

Robert Lebeck (†2014), damals im Urban | Zitronen auf Geschirrspüler (ISO 102.400) © Kai von Kröcher 2011/2018

Urbanhafen am Sonntag mit Krankenhaus und wachsender Eisdecke | Hauptbahnhof, Umgebung © Kai von Kröcher, 2018





























































What's chasing you, what's chasing you. +++ Letzte Nacht träumte ich von einem Fußballspiel: FC Köln, glaube ich. Es war bereits um die sechzigste Minute und Unruhe machte sich breit. Ich weiß nicht, ob ich am Radio saß oder auf der Tribüne. Alles wartete auf den Neueinkauf: Alfredo Di Stéfano. +++ Träume sind Schäume. +++ Nachts macht der Hafen unheimliche Geräusche, das Eis steht unter mächtiger Spannung. Und manchmal zieht sich ein untergründiges Grollen quer über den Horizont. Wie der Knall einer Peitsche – mit zehnfach verlangsamter Geschwindigkeit abgespielt. +++ Okay. +++ Mein Krankenhausfreund Robert Lebeck – gestern sah ich zufällig kurz noch den Schluss einer Filmkritik abends auf 3sat. Eine Art "Biopic", auf das ich eh schon gespannt bin. Die sagenumwobene vorletzte Begegnung "Bob" Lebecks mit Romy Schneider – '81 in der Bretagne, ein halbes Jahr etwa vor Romys Tod. +++ Den Lebeck spielt Charly Hübner. +++ Die Bilder hier heute sind teilweise noch vom Sonntag: Blick aus dem Atelier der französischen Künstlerin (das Bild ist gespiegelt). +++ Oder das Kottbusser Tor. +++ Und vor dem Hauptbahnhof. +++ Die Zitronen waren ein Test mit extremer Lichtempfindlichkeit, der Herd ist nicht geputzt. +++ Laut 3sat übrigens ein guter Film, ein Highlight der Berlinale! +++ Verwechseln Sie Charly Hübner manchmal mit Henry Hübchen? +++ Der Kapuzentyp heute früh auf den Fotos – verdächtig am Rumwühlen unter den Büschen und hinter den Steinen, sicher ein Drogenkurier: Als er mich oben am Fenster entdeckte, verschwand er im Frühdunst – morgen bin ich tot...   

Überschrift inspired by: The Girl Who Fell Through Ice © Aim feat. Kate Rogers, 2002
Überschrift also inspired by: 3 Tage in Quiberon (mit Marie Bäumer, Charly Hübner) © Emily Atef (Drehbuch, Regie), 2018
Lyrics: What's Chasing You © Marlon Williams, 2018
Alfredo Stéfano Di Stéfano Laulhe (*1926, Buenos Aires †2014, Madrid), Fußball-Kiezgröße, u.a. als Spieler und Trainer bei Real Madrid
"Robert Lebeck: 1968" | Ausstellung | 4. März bis 22. Juli 2018 |  Kunstmuseum Wolfsburg | Hollerplatz 1 | 38440 Wolfsburg

Mittwoch, 21. Februar 2018

Schiffsmeldungen / Nutbush City Limits.



Neukölln © Kai von Kröcher, 2018

Neukölln © Kai von Kröcher, 2018

Neukölln © Kai von Kröcher, 2018













































































A telegram or a picture postcard, within weeks they'll be re-opening the shipyards. +++ Wie hieß der Typ mit den Gänsen, um das mal flapsig zu sagen? Der berühmte Verhaltensforscher? Konrad Lorenz? Oder war das der, der entführt worden ist, 2. Juni? Ist das alles nur Halbwissen hier? Jedenfalls machte ich eine Entdeckung heute früh; das ist aber nur insofern für Sie interessant, als dass Sie bereits nach neuen Vogelgeschichten gieren. +++ Jedenfalls, und das sah man erst auf den zweiten Blick, denn, ich hatte aus dem Blumenkasten draußen am Küchenfenster eine Art "Bunten Teller" gemacht: Mit Hasel- und Walnüssen – mit Schale und nackt –, dazu ein paar Blaubeeren. Und bei genauerem Hinsehen sah man dann deutlich, es waren nur noch die Nüsse mit Schale da – verstehen Sie den Witz an der Sache? Nur noch die mit der Schale!!! +++ Heute hat unser Fotograf in seinen Bildern Menschen versteckt. Der telefonierende Hipster-Amerikaner mit dem Stoffbeutel war mir zum Beispiel voll in die Linse gerannt. Ist es eigentlich ebenso ausgelutscht, Witze über Hipster zu machen wie es ausgelutscht ist, Jokes über den Präsidenten Trump zu machen? +++ Helmut Kohl fühlt sich wohl – am Nordpol mit Atomstrom. +++ Nur noch ganz kurz eine Sache, dann höre ich auf für heute. Letzte Woche nämlich, im CLUB49 auf der Ohlauer Straße. Da gibt es jetzt mittwochs immer so eine Art Liederabend, das ist natürlich das falsche Wort. Es nennt sich irgendetwas mit Ping Pong. Da versammeln sich spontan ein paar Musiker, die spielen abwechselnd live ein paar Songs. Beim letzten Mal zum Beispiel war eine junge Berlinerin dabei, da hatten alle gleich das Gefühl, sie seien Zeuge einer ganz großen Entdeckung – Johanna Kunze hieß die. +++ Das aber nur nebenbei. +++ Die eigentliche Geschichte nämlich: später spielte irgendwer was auf der Gitarre, ich erkannte das erst nicht, es war So Long, Marianne von Leonard Cohen. Wie gesagt, ich hatte keine Ahnung, ich hörte einfach nur tumb zu, so, wie man im Dunkeln sich den Flur einer alten Dorfpension entlang tastet. Und plötzlich öffnet ein Akkordwechsel alles, und das war, das Gefühl kann ich gar nicht beschreiben. Jedenfalls, in dem Moment dachte ich, das ist wie mit den Fotos: entweder schon während des Fotografierens oder später beim Sichten oder noch später beim Vorsichtig-dran-herum-Schrubben – bei der digitalen Bildbearbeitung also. Wenn es da diesen Moment gibt, wo alles sich öffnet. Dann weiß ich für mich, dass ein Bild gut ist auf eine Art. +++ Bei den drei Bildern heute zum Beispiel hatte ich dieses Gefühl nicht, aber das bleibt unter uns. +++ Apropos: am Sonntag in der Lehrter Straße gibt es eine Ausstellung von 25 Fotografen und Finnen – mehr weiß ich darüber im Moment auch nicht, aber ich schau' sie mir an. 

Überschrift inspired by: Schiffsverkehr © Herbert Grönemeyer, 2011
Überschrift also inspired by: Nutbush City Limits © Ike & Tina Turner, 1973
Lyrics: Shipbuilding © Elvis Costello, 1983
Ihr Hund kann gar nicht sprechen © Loriot, 19(?)
So Long, Marianne © Leonard Cohen, 1967
That's My Work – fotografische Werkschau und Ausstellung | Sonntag, 12:00 – 19:00 Uhr | Lehrter Straße 35 | Moabit

Sonntag, 18. Februar 2018

In Utero / He is watching from the Screen.



U-Bhf. Prinzenstraße brennt immer das Licht | Abenddämmerung, Kottbusser Tor © Kai von Kröcher, 2018

Am Morgen vor Frankys Hochzeit | Im selben Jahr, nur früher, im Märkischen Viertel © Kai von Kröcher, 2017

Individualverkehr | Öffentlicher Personennahverkehr © Kai von Kröcher, 2018

Adalbertstraße im Nebel | Hochbahn am Wassertorplatz © Kai von Kröcher, 2018


































































































Die falschen Drogen zur richtigen Zeit werfen Schatten, wo die Sonne nie scheint. +++ Freitag sah ich abends bei arte eine interessante Doku über Kurt Cobain, einen sehr guten US-Musiker – der könnte Ihnen auch gefallen... +++ In meiner Branche hat man nicht nur Freunde. +++ Apropos: Bei Facebook habe ich dem Präsident Trump eine Freundschaftsanfrage geschickt, bisher aber noch keine Antwort. +++ Das zweite Bild in der Reihe von oben – kontroverse Verschmelzung zweier schöner Ausflüge aus dem vorigen Jahr: Waren (Müritz) vs. das Märkische Viertel im Norden Berlins. Falls Franky das liest, bei Gelegenheit schaue ich endlich die Fotos mal durch – da bin ich der lahmarschigste Heinz unter der Sonne! Fotos machen = tolle Freizeitaktivität, Fotos sichten ≠ geil. +++ Naja. +++ Finden Sie die neuen Bilder eigentlich zu gefällig? Geht Ihnen da der Dreck unter den Fingernägeln ab – im Sinne von, dass Sie 's vermissen?

Überschrift inspired by: In Utero © Nirvana, 1993
Überschrift also inspired by: Play God © Sam Fender, 2017
Lyrics: Hinterland © Casper, 2013
Kurt Cobain: Montage of Heck © Brett Morgan (Regie), USA 2015

Mittwoch, 14. Februar 2018

Ghostdream / Paare, Passanten.



Weißensee © Kai von Kröcher, 2018

Bornholmer Straße (Prenzlauer Berg) © Kai von Kröcher, 2018

Gesundbrunnen © Kai von Kröcher, 2018

Langhansstraße © Kai von Kröcher, 2018

Bornholmer Straße (Wedding) © Kai von Kröcher, 2018

S-Bhf. Bornholmer & Plauener Straße © Kai von Kröcher, 2018

Millionenbrücke & Gartenstadt © Kai vonKröcher, 2018

Plauener & Neukölln © Kai von Kröcher, 2018

Hohenschönhausen © Kai von Kröcher, 2018

Plauener Straße © Kai von Kröcher, 2018





































































































































































































































I think I saw what happens next. +++ Wenn man die Bilder heute so sieht, könnte man denken, ich sei wohl ein Autonarr – komisch, eigentlich. +++ Der Eichelhäher ist noch immer nicht wieder aufgetaucht – es gibt aber immerhin auch einige Rabenvögel im Hof, ein schönes Paar Türkentauben und zwei ebenfalls schöne Elstern. +++ Außerdem eine Meise. +++ Die Bilder heute, ich bin da gestern an denen verzweifelt: Ich hatte geglaubt, ich hätte den Bogen raus – was die Esposizioni quadruple angeht, das Geheimnis entschlüsselt: Fünfhundert Fotos schoss ich am Montag, rannte in etwa zehn Meilen zu Fuß, gestern dann Muskelkater – und kein einziges Bild wollte passen! +++ Paare, Passanten, das lasen wir in meinem ersten Semester an der FU unten: für Botho Strauß allerdings war ich am Ende wohl doch etwas zu blöd. +++ Die Siedlung am Bahnhof Gesundbrunnen oben nennt sich jetzt ganz offiziell Gartenstadt Atlantic; das wusste damals, da bin ich mir ziemlich sicher, als ich da in der Ecke wohnte, da kannte den Namen garantiert keine Sau. +++ Erbaut immerhin 1929. +++ Bis auf das eklige Gesundbrunnen-Center fand ich die alte Gegend vorgestern gut, bloß sind leider alle kleinen Geschäfte und fast alle Kneipen futsch. +++ Einzig der Bierbrunnen an der Plumpe hat überlebt, da gingen nachts früher die Taxifahrer hin, auf Bulette und Kaffee. Die Plumpe selbst, das war das Stadion am Gesundbrunnen früher von Hertha BSC – das haben sie '74 für ein Neubaughetto abgerissen: Den Betonklotz mit 440 Wohnungen sieht man im Hintergrund übrigens auf dem Foto im Post gestern ("Millionenbrücke"). +++ Im Gewerbegebiet Hohenschönhausen, Plauener Straße (eine Hommage an alle Plauenerinnen, die man morgens machmal in der U-Bahn runter nach Dahlem trifft), da kam mir in dieser wundersam gottverlassenen Gegend kurz vor Sonnenuntergang ein analoger Jung-Fotograf entgegen – wir schmunzelten beide und sagten schüchtern Hallo. +++ Im Herbst hatte ich mir die wohl zurzeit beste digitale Kleinbild-Spiegelreflex dieser Erde zugelegt. Nun müsste man annehmen, da würden die Bilder gleich noch mal eine Nummer besser – aber von wegen! +++ Botho Strauß war aber nun echt mal zum Einschlafen, das muss ich Sie wirklich mal sagen...

Überschrift inspired by: Ghostdream © Nick Nicely, 2017
Überschrift also inspired by: Paare, Passanten (Prosatexte) © Botho Strauß, 1981
Lyrics: Afterlife © Arcade Fire, 2013
Bierbrunnen an der Plumpe | Behmstraße 3 | Berlin-Wedding

Dienstag, 13. Februar 2018

Auf den Schwingungen des Todes / La mort en direct.




Millionenbrücke, Wedding © Kai von Kröcher, 2018




























Das Leben ist nun einmal so, es macht uns nur von außen manchmal froh. +++ Am nächsten Tag jedenfalls hatte ich wieder Haselnüsse ins Fenster gelegt. Aber da draußen rührte sich nichts. Gegen Mittag trat ich ungeduldig ans Fenster, ich musste mir selbst einen Eindruck der Lage verschaffen: Ließ mich der Vogel im Stich? In genau diesem Moment, aus den Baumwipfeln vis-à-vis, ließ der Eichelhäher – als solchen hatte ich ihn nun schon im Internet verifiziert – sich hinab in die Lüfte fallen, während die Eichelhäherin leicht besorgt am (bildlich gesprochen) heimischen Gartenzaun gegenüber stand und dem tollkühnen Gemahl hinterhersah: In elegantem Sturzflug raste der Herrscher der Lüfte, König aller greifenden Vögel, direkt auf mich und mein Fenster zu. Ich dachte, er würde vor Schreck auf dem Absatz kehrt machen, doch mitnichten – er bog einen sanften Looping zurück zu seiner ihn liebenden Frau. +++ Ein alter Ex-Freund aus Kinder- und Jugendtagen: Jedesmal über die Jahre, wenn wir uns wieder einmal auf die ewigen gefühlt achtzehn Bier trafen, schwärmte er einem von einem Streifen mit Mickey Rourke vor, in seiner Welt hieß die deutsche Synchronisation: "Auf den Schwingungen des Todes". +++ Gestern Abend übrigens, auf arte, lief zufällig ein deutsch-französischer Science-Fiction-Film, der spielte anscheinend in England oder in Schottland. Mit Romy Schneider und Harry Dean Stanton. Und Harvey Keitel, der gekaufte Tod von 1980 – als angehender Shooting Star unter den Fotografen war man da bei den Bildern plötzlich so klein mit Hut. +++ Und überhaupt. +++ Der Eichelhäher jedenfalls ward bisher nicht mehr gesehen. +++ Die Sache mit Hans Eichel noch mal: Das wird vor einigen Sommern gewesen sein. Am früheren Abend saß in der Lausitzer Straße vor meinem Lieblingsrestaurant, der Monsieur le Patron, he was a good friend of mine, it's true. Da saß ich so auf dem Bürgersteig, der Barmann meinte, ich müsse mich bald verpissen, da käme gleich eine geschlossene Gesellschaft. Hat er so nicht gesagt, natürlich, aber dann fuhr auch schon die erste schwarze Limousine vor, ein Chauffeur stieg aus und öffnete die hintere Beifahrertür. Was es natürlich nicht gibt, eine hintere Beifahrertür, aber wir wissen doch alle genau, was gemeint ist. Jedenfalls wirkte es seltsam übertrieben in der unaufgeregten Straße, mit Kanonen auf Spatzen. Das wiederholte sich einige Male: Audi, Phaeton, Mercedes. Irgendwann, da tauchte einer mit Aktentasche unter dem Arm auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig auf. Beamtenartiger Typ mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Und irgendwer winkte ihn rüber: "Herr Eichel, wie sind denn Sie unterwegs?" "Ach", meinte der heldenhaft: "Ich habe die U-Bahn genommen...!" +++ Der alte Sparfuchs. +++ Das Bild oben ist aus dem Wedding: Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger war das meine Neighborhood – gestern schien dort die Sonne, war es da richtig schön. 

Überschrift inspired by: Auf den Schwingen des Todes (w/ Mickey Rourke) © USA 1987
Überschrift also inspired by: La mort en direct – Der gekaufte Tod (mit Romy Schneider u.a.) © D/F 1980
Lyrics: Kinski spricht Villon – Die Ballade von der ewigen Unzufriedenheit © Kinski, 1959