Dienstag, 13. Februar 2018

Auf den Schwingungen des Todes / La mort en direct.




Millionenbrücke, Wedding © Kai von Kröcher, 2018




























Das Leben ist nun einmal so, es macht uns nur von außen manchmal froh. +++ Am nächsten Tag jedenfalls hatte ich wieder Haselnüsse ins Fenster gelegt. Aber da draußen rührte sich nichts. Gegen Mittag trat ich ungeduldig ans Fenster, ich musste mir selbst einen Eindruck der Lage verschaffen: Ließ mich der Vogel im Stich? In genau diesem Moment, aus den Baumwipfeln vis-à-vis, ließ der Eichelhäher – als solchen hatte ich ihn nun schon im Internet verifiziert – sich hinab in die Lüfte fallen, während die Eichelhäherin leicht besorgt am (bildlich gesprochen) heimischen Gartenzaun gegenüber stand und dem tollkühnen Gemahl hinterhersah: In elegantem Sturzflug raste der Herrscher der Lüfte, König aller greifenden Vögel, direkt auf mich und mein Fenster zu. Ich dachte, er würde vor Schreck auf dem Absatz kehrt machen, doch mitnichten – er bog einen sanften Looping zurück zu seiner ihn liebenden Frau. +++ Ein alter Ex-Freund aus Kinder- und Jugendtagen: Jedesmal über die Jahre, wenn wir uns wieder einmal auf die ewigen gefühlt achtzehn Bier trafen, schwärmte er einem von einem Streifen mit Mickey Rourke vor, in seiner Welt hieß die deutsche Synchronisation: "Auf den Schwingungen des Todes". +++ Gestern Abend übrigens, auf arte, lief zufällig ein deutsch-französischer Science-Fiction-Film, der spielte anscheinend in England oder in Schottland. Mit Romy Schneider und Harry Dean Stanton. Und Harvey Keitel, der gekaufte Tod von 1980 – als angehender Shooting Star unter den Fotografen war man da bei den Bildern plötzlich so klein mit Hut. +++ Und überhaupt. +++ Der Eichelhäher jedenfalls ward bisher nicht mehr gesehen. +++ Die Sache mit Hans Eichel noch mal: Das wird vor einigen Sommern gewesen sein. Am früheren Abend saß in der Lausitzer Straße vor meinem Lieblingsrestaurant, der Monsieur le Patron, he was a good friend of mine, it's true. Da saß ich so auf dem Bürgersteig, der Barmann meinte, ich müsse mich bald verpissen, da käme gleich eine geschlossene Gesellschaft. Hat er so nicht gesagt, natürlich, aber dann fuhr auch schon die erste schwarze Limousine vor, ein Chauffeur stieg aus und öffnete die hintere Beifahrertür. Was es natürlich nicht gibt, eine hintere Beifahrertür, aber wir wissen doch alle genau, was gemeint ist. Jedenfalls wirkte es seltsam übertrieben in der unaufgeregten Straße, mit Kanonen auf Spatzen. Das wiederholte sich einige Male: Audi, Phaeton, Mercedes. Irgendwann, da tauchte einer mit Aktentasche unter dem Arm auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig auf. Beamtenartiger Typ mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Und irgendwer winkte ihn rüber: "Herr Eichel, wie sind denn Sie unterwegs?" "Ach", meinte der heldenhaft: "Ich habe die U-Bahn genommen...!" +++ Der alte Sparfuchs. +++ Das Bild oben ist aus dem Wedding: Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger war das meine Neighborhood – gestern schien dort die Sonne, war es da richtig schön. 

Überschrift inspired by: Auf den Schwingen des Todes (w/ Mickey Rourke) © USA 1987
Überschrift also inspired by: La mort en direct – Der gekaufte Tod (mit Romy Schneider u.a.) © D/F 1980
Lyrics: Kinski spricht Villon – Die Ballade von der ewigen Unzufriedenheit © Kinski, 1959

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